Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (2024)

Yes

Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (1)
Informationen

Allgemeine Angaben

Erscheinungsjahr:1987
Besonderheiten/Stil:ArtPop
Label:ATCO Records
Durchschnittswertung:6.67/15 (6 Rezensionen)

Besetzung

Jon Andersonvocals
Trevor Rabingtr, keyboards, vocals
Chris Squirebass, vocals
Alan Whitedrums, percussion
Tony Kayekeyboards

Tracklist

Disc 1
1.Rhythm Of Love4:49
2.Big Generator4:31
3.Shoot High Aim Low6:59
4.Almost Like Love4:58
5.Love Will Find A Way4:48
6.Final Eyes6:20
7.I'm Running7:34
8.Holy Lamb3:15
Gesamtlaufzeit43:14
Rezensionen

Von: Udo Gerhards (Rezension 1 von 6)

Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (2)

Big Generator macht im Prinzip dort weiter wo 90125 aufhörte.

Tatsächlich muss auch ich sagen, dass ich "Big Generator" fast höher bewerten würde als "90125"; die Songs sind zwar aus dem gleichen Power-Pop-Garn gesponnen (vgl. meine Bemerkungen oben) und eine ganz so geniale Single wie "Owner" fehlt (obwohl der Song "Big Generator" sich mächtig Mühe gibt, die "Owner"-Formel in grün zu kopieren...). Allerdings ist der Sound etwas farbiger und abwechslungsreicher, begonnen mit dem coolen Gesangs-Intro zu "Rhythm Of Love", über die Bläser auf "Almost Like Love", das tatsächlich ganz ordentlich abgeht, hin zum Streicher-Intro von "Love Will Find A Way", das dann aber im Übergang zum wieder ziemlich billigen "song proper" an der Rabin-Krankheit des unmotivierten Zusammenkleisterns grundverschiedener Teile leidet.

Aber leider kommen dazu zwei Totalausfälle: das zähe, zähe, zähe, zähe "Shooooooot Hiiiiiiiigh, Aiaiaiaiaiaim Looooooow" und das Anderson-Ditty "Holy Lamb", die die Wertung wieder runterziehen. Im Endeffekt kann ich nur sagen: wenn man unbedingt mal hören will, wie die Rabin-Yes klingen, dann ist es egal, ob man mit "90125" oder "Big Generator" einsteigt. Wenn man die eine mag, wird man die andere mögen, wenn man die eine hasst, wird man die andere hassen. Aber bei einem bleibe ich trotz Olivers 9 Punkte (s.u.): Finger weg von "Talk", die ist immer noch ein gutes Stück schlechter als beide...

Anspieltipp(s):
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am:6.6.2002
Letzte Änderung:6.6.2002
Wertung:7/15
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Von: Andreas Pläschke @ (Rezension 2 von 6)

Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (18)

Ich stimme Udo in vielen Dingen zu, nur in einem nicht: "SHOOT HIGHT, AIM LOW" ist der einzige Song der YES (WEST) Ausgabe, der mir im Ohr bleibt, der so etwas wie Seele besitzt, auch wenn er musikalisch recht einfach gestrickt ist. Ihn würde ich auch heute gern live hören. Er ist alles andere als zäh ;-). Aber der Rest, bitte wegprogrammieren, allein die Titel erinnern eher an Modern Talking (wo finde ich das Wort LOVE mal nicht...). Aufgemotzter Pop, für den, der sich progressiv hält, aber sich nicht traut ;->

Anspieltipp(s):
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am:7.6.2002
Letzte Änderung:7.6.2002
Wertung:2/15
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aber nur wegen "Shoot high.."

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Von: Oliver Mensing (Rezension 3 von 6)

Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (34)

Big Generator macht im Prinzip dort weiter wo 90125 aufhörte: Genialer Rock-Prog mit Anspruch und fetter Produktion von Rabin und Horn. Mit dem Unterschied, daß hier die Kontraste wesentlich größer sind als auf 90125. Zum einen charttaugliche und kommerziell angefärbte Songs wie Rhythm of Love und Love Will Find A Way, zum anderen abgefahrene Tracks wie das Titelstück Big Generator oder I'm Running (mit Mörder-Squire-Bass und großartigem Finale). Dazu gesellen sich dann noch ruhigere Parts zum Relaxen (Shoot High... und Holy Lamb).

Letztgenanntes hätte auch gut auf eine Jon & Vangelis gepasst. Auch das völlig Yes-untypische Almost Like Love ist ein Song der besonderen Art: Abgeh-Drums und Fanfaren treffen auf Jon Anderson in Perfektion. Eine ultracoole Mischung mit hymnenhaften Vocals und Gitarrengimmicks. Ab Minute 3:51 setzt Anderson noch einmal zu einem stimmlichen Höhenflug der Extraklasse an. Wow! Unbedingt auf Kopfhörer anhören! Final Eyes ist ein typischer Rabin-Song mit genialen Gitarren, harmonischen Keys und Gänsehaut-Anderson-Stimme. Herz, was willst Du mehr? Für Alt-Yes'ler ist Big Generator mit Sicherheit nichts (ich bin schon auf Udo's Antwort auf diese Rezi gespannt!), aber für mich stellt dieses Album die Schnittstelle zwischen 90125 und Talk dar. Also was liegt zwischen 12 und 14? Ja, richtig, die 13!

Anspieltipp(s):Shoot High Aim Low (wegen seiner Atmosphäre), Almost Like Love, Final Eyes
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am:5.8.2002
Letzte Änderung:29.8.2002
Wertung:13/15
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Von: Jörg Schumann @ (Rezension 4 von 6)

Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (50)

Keine Frage : BG ist sicher nicht höher einzustufen als 90125. Dazu fehlt sowohl die kompositorische Klasse als auch das Ueberaschungsmoment, das der Vorgänger noch hatte. Und um gleich die Brücke zu Talk zu schlagen : das ist dann nochmal ein wenig tiefer anzusiedeln als BG. Wo 90125 als Zuckerstückchen noch einige Progausflüge einbrachte, da ist BG bloss noch ein blankpoliertes Hitparaden-Popalbum. Produktion und Sound sind wiederum exzellent. Und zum ersten Mal kann man ein Yes-Album wohl bedenkenlos als Partymusik auflegen...

"Rhythm of love" geht locker als Dancefloor-Rocker durch. Und den Klang der snaredrum habe ich schon immer geliebt. Und ganz witzig sind die nach Beach Boys klingenden Background-Uhuhus vor dem Refrain (bei "night time fever burning..."). Ist noch konsequenter auf Mainstream getrimmt als das doch noch etwas variablere "owner of a lonely heart".

"Big Generator" setzt nochmal eins drauf. Tiefe Riffs und krachende beats schmettern einem entgegen. Die Komposition ist abwechslungsreicher als der opener. Ruhige Momente wechseln sich mit Kracherpassagen ab.

Hier werfe ich die CD meistens wieder aus, denn :

"Shoot high aim low" ist mir zu lang und zu langweilig. Es will stimmungsvoll sein, was aber nicht gelingt. Ganz nett das Gitarrensolo und ein wenig Bombast am Schluss. Zu wenig.

"Almost like love" ist simpelster, kruder Rock-Krach-Müll.

"Love will find a way" hat wenigstens noch eine schöne Melodie und wird übrigens später auf Talk in Form von "walls" nochmals aufgewärmt. Aber auch zu wenig.

"Final eyes" klingt anfänglich beinahe ein wenig nach den frühen Genesis. Aber nach dem guten Anfang wird der Song im Mittelteil banal vergeigt. Ausserdem geht mir hier Andersons Stimme irgendwann tierisch auf den Geist, da er die höchsten Töne teilweise so rauspresst, dass das Trommelfell schmerzt. Das Stück hätte wohl Potential, aber immer wenn es mal gerade spannend wird, kommt die kalte 08/15-Dusche der X-Beliebigkeit und spült alles weg.

"I`m running" beginnt mit witzigem Einspiel Marke "Los Lobos", dann folgt atmosphärischer Gesang, von Tiefbass und Synthifundament unterlegt, schliesslich ein banaler Refrain. Anschliessend geht es metrisch und harmonisch etwas anspruchsvoller zu und her. Viele kleine Soundeffekte machen das Stück interessant und spannend. Gehört auf die Haben-Seite der Platte.

"Holy lamb" gehört dagegen geschlachtet.

Nicht, dass die Platte wirklich schlecht wäre, aber es mangelt irgendwie an Ideen, alles ist sehr ähnlich, klanglich uniform glattpoliert, Videoclip-tauglich und ohne Ecken und Kanten. BG kann gut im Hintergrund laufen und keiner stört sich dran. Für mich beginnt mit diesem Album der Abstieg von Yes.

Anspieltipp(s):Rhythm of love, Big Generator
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am:12.6.2003
Letzte Änderung:12.6.2003
Wertung:5/15
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Hochglanzpop ohne Ecken und Kanten !

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Von: Jochen Rindfrey @ (Rezension 5 von 6)

Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (66)

Da startete doch jemand dieser Tage in unserer kleinen [progrock-dt] eine Umfrage nach den schlechtesten Yes-Alben. Also flugs mal ein paar potentielle Kandidaten durchgehört, man will ja eine fundierte Antwort geben. Zu den heißen Anwärtern gehört mit Sicherheit auch "Big Generator", das zweite Album der Rabin-Ära.

Mir geht es mit "Big Generator" ähnlich wie Andreas: ausgerechnet das von einigen anderen besonders kritisierte "Shoot High, Aim Low" finde ich den einzigen Song, der hier in voller Länge erträglich ist. Nicht besonders komplex (wie auch der Rest), aber dafür mit Atmosphäre. Auch den abwechselnden Gesang von Anderson und Rabin (?) finde ich recht reizvoll.

Der Rest ist eigentlich nicht weiter erwähnenswert. Ein paar originelle Momente hie und da wie die Gesangs-Intros zu "Rhythm of Love" und dem Titelsong reißen das Album nicht wesentlich aus dem auf AOR getrimmten Einheitssound heraus.

Fazit: "Big Generator" die Aufnahme in den Kreis der schlechtesten Yes-Alben souverän gemeistert. Insgesamt finde ich es aber noch geringfügig besser als den Nachfolger "Union", daher gibt es einen Punkt mehr.

Anspieltipp(s):
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am:5.3.2004
Letzte Änderung:5.3.2004
Wertung:5/15
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Von: Nik Brückner (Rezension 6 von 6)

Babyblaue Prog-Reviews: Yes: Big Generator: Review (82)

1985: Yes waren von der erfolgreichsten Tournee ihrer Karriere zurückgekehrt: In ziemlich genau einem Jahr hatte die Band 139 Shows rund um den Planeten gespielt. Nach dem verdienten Urlaub versammelten sich alle Yes-Musiker im September Fümmenachzich in Italien, um ein neues Album aufzunehmen, dessen Veröffentlichung für Januar oder Februar 1986 ins Auge gefasst war.

Haste dich geschnitten.

Denn nichts war es gewesen mit der Erholung: Jon Anderson hatte sich schon Anfang der 80er Jahre von seiner Frau Jenny scheiden lassen, Chris Squire hatte sich gerade frisch von seiner Frau Nikki frisch getrennt und lebte seit kurzem in Hollywood, wo er Nacht für Nacht das Leben eines Rockstars lebte. Mit den entsprechenden Folgen…

Trevor Rabin schlug nun vor, das Album im italienischen Carimate am Comer See aufzunehmen. Dort hatte ein Kumpel sein Lark Studio in einem Schloss eingerichtet. Die Idee: Steuern sparen. Aber nicht alle zogen mit: Squire wollte lieber im angestammten Londoner SARM-Studio Trevor Horns oder in Rabins eigenem Studio in Los Angeles arbeiten (und danach Party machen). Rabin dagegen war der Meinung, gemeinsam Zeit in Italien zu verbringen, würde die Band enger zusammenschweißen.

Das wäre auch nötig gewesen: Nach dem Riesenerfolg von "90125" und "Owner of a Lonely Heart" war der Druck von Plattenfirma und Management auf die Band natürlich immens. Und so wurde ein Plan, ähnlich wie bei "Abbey Road" Songs und Songfragmente an- und ineinander zu montieren, schnell verworfen. Stattdessen sollte sich die Band darauf konzentrieren, mit der schnellen AOR-Single schnelles Geld zu machen, das hatte ja bereits beim Vorgängeralbum gut funktioniert. Eine Idee Rabins, sein Mussorgski-Arrangement "Promenade" auf das Album zu nehmen, wurde dementsprechend gleich mit verworfen. (Das Demo zu diesem Stück wurde später auf Trevor Rabins Album 90124 veröffentlicht.) Und so nahm man der Band auch weiterhin Stück für Stück ihre Identität.

Die "neuen" Yes standen nun zum ersten Mal vor der Aufgabe, gemeinsam ein Album zu fabrizieren. "90125" hatte ja hauptsächlich aus Songs Rabins bestanden, weil die Band kaum eigenes Material hatte und die Plattenfirma Rabins Musik für leichter vermarktbar hielt. Zu Recht. Diesmal war die Aufgabe schwieriger: Trevor Horn war nun mit einer Band konfrontiert, die in eine andere Richtung zog als er, deren Mitglieder sich aber auch untereinander nicht grün waren. Vor allem zwischen Jon Anderson auf der einen und Trevor Rabin und Chris Squire auf der anderen Seite gab es häufig Streitigkeiten: Anderson wollte zu der klassischen kollektiven Kompositionsweise der siebziger Jahre zurück, die bis "Drama" Yes' Identität ausgemacht hatte, während Rabin und Squire den fertigen, konzisen Song favorisierten. Rabin und Squire hatten die Plattenfirma und damit auch den Produzenten auf ihrer Seite, und gewannen. Das, und nicht das Notnagelalbum "90125", war der eigentliche Punkt, an dem Yes ihre Identität verloren. Die Band geriet dadurch derart ins Schlingern, dass sie sie bis heute nicht wiederfinden sollte.

Neben Anderson legte sich Horn auch wieder mit Tony Kaye an. Er sagte ganz offen, dass er nicht wolle, dass Tony Kaye auf diesem Album Keyboards spielt. Stattdessen ließ er Rabin die Tasten bedienen. Was nicht bedeutet, dass diese beiden gut miteinander zurecht kamen, ganz im Gegenteil. Rabin versuchte zunehmend, Einfluss auf die Produktion des neuen Albums zu nehmen. Das ging so weit, dass er Horn seine alleinige Produzentenposition streitig machte. Im Dezember 1985 zog Trevor Horn dann die Konsequenzen – und die Reißleine.

Zur gleichen Zeit promotete Atlantic Records das neue Yes- Album, das sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal am Horizont abzeichnete, als das neue "Dark Side of the Moon"…

Yes rannten nun Trevor Horn nach London hinterher und schafften es dort immerhin, einige der Schlagzeug- und Basstracks aufzunehmen. Doch der Streit eskalierte: Rabin war mit dem Schlagzeugsound auf "I'm Running" derart unzufrieden, dass er Alan White später alles neu einspielen ließ.

Rabin riss nun alles an sich. Der ganze Kindergarten wechselte nach Los Angeles, wo Rabin nun im Alleingang das Album fertigstellte. Zuletzt wurde noch Paul DeVilliers hinzugezogen, aber auch der konnte nicht verhindern, dass die Band alles andere als glücklich mit dem Ergebnis war: Squire war der Bass zu leise, Kaye hatte immer noch keine Taste gedrückt, und Jon Anderson fühlte sich aus der Band gedrängt. Anfangs hatte er zu der kollektiven Kompositionsweise zurückkehren wollen, später schwenkte er dann auf die Linie von Rabin, Squire, Horn und Atlantic ein und brachte fertige Songs mit – die dann aber auch keiner hören wollte. Zu Recht: Sein einziger eigenständiger Beitrag zu "Big Generator" ist das Schlaflied "Holy Lamb", ein musikalisches Nichts, das mit allerlei Studiotricks zu pompösen Ausmaßen aufgeblasen wurde - und für einen Vermarkter eine wahre Horrorvorstellung sein dürfte, zumal in den 80ern. "The Arms of Love" und "Let's Pretend" wurden nicht einmal in Betracht gezogen (letzteres war immerhin später auf dem Album "Anderson Bruford Wakeman Howe" zu hören). Rabin dagegen hatte klare Vorstellungen von seinen Songs. Ein Traum für jede Plattenfirma. Anderson zog die Konsequenzen und verließ nach dem Ende der "Big Generator"-Tour die Band.

Entsprechend der eigentlich erst mit diesem Album einsetzenden Umstellung der Band auf fertige Songs, die von einzelnen Bandmitgliedern und nicht von der ganzen Gruppe gemeinsam komponiert wurden, enthält "Big Generator" vergleichsweise einfache Pop-Rock-Songs, die nicht zu den anspruchsvollen Kompositionen der siebziger Jahre passen - auch wenn der eine oder andere mit einem Streichquartett gepimpt wurde. Atlantic Records hatte Yes zu einer erfolgreichen AOR-Band umgebaut. Mit katastrophalen Folgen: "Big Generator" war das letzte Yes-Album für Atlantic Records. Die Band zerfiel nach der Tour und war seither nie wieder mehr als ein loses Kollektiv von Musikern, die sich ab und zu unter verschiedenen Namen zusammenfanden, um neue Alben aufzunehmen, sei der um der alten Zeiten (ABWH, "Talk", "Keys to Ascension", "Fly from here"), sei es um des Geldes willen ("Union", "Open Your Eyes" – und die genannten). Bis in ihre Spätphase zeigte sie sich auf diese Weise als derart verunsichert, dass spätestens ab den frühen 90er Jahren niemand mehr wusste, wofür die Band eigentlich steht - sie selbst am allerwenigsten: 2014 nahm man ein Album mit lauter "Holy Lambs" auf.

Trotzdem ist das Album nicht vollkommen platt: Es gibt die einfachen, kurzen Songs wie "Love will find a Way" (das Trevor Rabin eigentlich Stevie Nicks zugedacht hatte, das spricht Bände), "Shoot high, aim low" oder "Holy Lamb", "Rhythm of Love", in dem es ums Ficken geht, es gibt aber auch anspruchsvollere und dann etwas längere Stücke, darunter "I'm Running" und "Almost Like Love", die eine Art Latin-Prog zu etablieren versuchten. Herausragend auch der Titelsong "Big Generator". Blass bleibt eigentlich nur "Final Eyes", ein Song, an den sich wohl kaum jemand erinnert.

Auch wenn die Band mit dem Album nicht sehr zufrieden ist, und auch wenn die Fans, ein wenig gequält, "90125" vorziehen, für mich ist "Big Generator" das stärkere 80er-Album. Es hat vielleicht nicht die Höhen, es hat aber vor allem nicht die Tiefen des Vorgängers, ist hom*ogener, rockt saftiger. "90125" war sleeker, stylisher, kühler, cooler, ist aber auch stärker gealtert. "Big Generator" rockt noch heute – wenn man es mag.

Anspieltipp(s):
Vergleichbar mit:
Veröffentlicht am:21.1.2014
Letzte Änderung:1.1.2017
Wertung:8/15
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Das beste AOR-Album der Band

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Alle weiteren besprochenen Veröffentlichungen von Yes

Jahr TitelØ-Wertung# Rezis
1969Yes8.405
1970Time And A Word9.205
1971The Yes Album10.005
1972Close To The Edge14.0012
1972Fragile11.504
1973Yessongs13.003
1973Tales From Topographic Oceans13.007
1974Relayer14.388
1975Yesterdays-2
1975Yessongs (VHS/DVD)11.002
1977Going For The One9.888
1978Tormato7.759
1980Yesshows10.003
1980Drama11.577
1981Classic Yes12.002
1983901258.138
19859012 Live - The Solos5.003
1991Union6.007
1991Owner Of A Lonely Heart-1
1991YesYears13.002
1992Yesstory-1
1992Union Tour Live (DVD)7.001
1993Symphonic Music of Yes2.002
1993Highlights - The Very Best of Yes-1
1994Talk6.176
1994Yes Active - Talk (CD-ROM)8.001
1996Keys To Ascension8.004
1996Live in Philadelphia 1979 (DVD)4.001
1996Keys to Ascension (VHS/DVD)7.001
1997Something's coming - the BBC Recordings 1969-19709.002
1997Open Your Eyes4.176
1997Keys To Ascension 210.504
1998Yes, Friends and Relatives3.002
1999The Ladder6.007
1999Musikladen live (DVD)6.001
2000Masterworks8.001
2000House Of Yes - Live From House Of Blues6.002
2000The Best of Yes-2
2000House of Yes - Live from House of Blues (DVD)8.002
2001Magnification8.4010
2001Keystudio8.673
2001Live 1975 At Q.P.R. Vol. 1 (DVD)13.002
2001Live 1975 At Q.P.R. Vol. 2 (DVD)14.001
2002Symphonic Live (DVD)10.003
2002In a Word: Yes (1969- )12.502
2002Yes today-1
2002Extended Versions-2
2003YesSpeak (DVD)9.673
2003YesYears (DVD)10.001
2003Greatest Video Hits (DVD)3.001
2003Yes Remixes2.001
2004The ultimate Yes10.002
2004Yes Acoustic (DVD)6.002
2004Inside Yes. 1968 - 1973. An independent critical review. (DVD)10.001
2005Songs From Tsongas - Yes 35th Anniversary Concert (DVD)10.502
2005The Word is Live11.001
2005Inside Yes Plus Friends and Family (DVD)11.001
20069012Live (DVD)10.002
2006Essentially Yes-1
2007Yes. Classic Artists. Their definitive fully authorised Story in a 2 Disc deluxe Set-1
2007Live at Montreux 2003 (DVD)9.001
2007Live at Montreux 2003-1
2008The New Director's Cut9.001
2009The Lost Broadcasts7.001
2009Rock Of The 70's7.001
2010Keys to Ascension (2CD + DVD Box Set)10.001
2010Live in Chile 199410.001
2011Union Live (DVD)11.001
2011The Revealing Science Of God7.001
2011Fly from here8.676
2011Live on Air-1
2011In The Present - Live From Lyon9.002
2012Yessongs - 40th Anniversary Special Edition (Blu-Ray)-1
2013The Studio Albums 1969-1987-1
2013Live Hemel Hempstead Pavillion October 3rd 19718.001
20145.177
2014Songs From Tsongas - Yes 35th Anniversary Concert (3CD Set)9.001
2014Like It Is - Yes at the Bristol Hippodrome6.001
2015Progeny: Highlights From Seventy-Two12.001
2015Like It Is - Yes at the Mesa Arts Center10.001
2015Progeny - Seven Shows from Seventy-Two8.002
2017Topographic Drama – Live Across America10.001
2018Fly from Here - Return Trip-1
201950 Live11.001
2019Yes 50: Yesterday, Today, Tomorrow5.001
2019Live at Glastonbury Festival 20039.001
2019From a Page-1
2020The Royal Affair Tour - Live from Las Vegas8.502
2021The Quest5.605
2023Mirror to the Sky6.502

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